Datsun x Klassikstadt 2020

Zuerst einmal - sollte dieser Artikel ein paar Jahre später gelesen werden - ein kurzer zeitlicher Hinweis: Frankfurt im Juni 2020. An einem teils grauen und nachmittags verregneten Sonntag.
Mitten in Corona und kurz vor dem womöglich 2. Ausbruch der Pandemie-Welle. Autos schlafen in Tiefgaragen. Oldietreffen sind alle abgesagt.

Kurze Pause. Tief durchatmen.



Los gehts. Es ist immer noch schwer zu beschreiben, was an diesem Tag passiert ist. Geplant war, dass sich eine Handvoll Datsun Z Fahrer in der Frankfurter Klassikstadt treffen, über japanisches Kulturgut sprechen und sich über ihre Projekte austauschen. Dabei gab es in der Vorplanung Gespräche über Klappstühle und Würstchen. Es wurde geplant, dass Brötchen und Senf mitgebracht werden. Es wurden mit etwa 10 Personen und vielleicht 5 Autos gerechnet. Viele Autos fahren gerade nicht, manche sind komplett zerlegt. Aber es ging dabei um Freundschaften, um Kennenlernen und um das persönliche Zusammenkommen. Das alltägliche Tippen in Whatsappgruppen oder auf Facebook und Instagram sollte etwas echter werden. Echte Datsunfahrer zum Anfassen eben - aber mit Abstand. Wir halten uns ja dran.



Doch bei den 5 Autos blieb es nicht. Es kam ein sechster und ein siebter und ein achter und schlussendlich hatten wir 16 Zs, einen 280 ZX, einen 300 ZX, einen Laurel, einen Trupp wild gewordener 180/200 SX, einen 350Z und div. Porschefahrer, die genau wie ein 1929er Ford mit dabei sein wollten und sich angeschaut haben, was da gerade passiert.

Tatsächlich waren es sehr viele, die aus der näheren Umgebung gekommen sind, doch die Kennzeichen wurden immer exotischer. Eine Anreise von einer Stunde war fast schon normal, wurde dann jedoch von 2 Stunden überboten - bis dann sogar noch ein nettes Pärchen ankam, die ganze 400 km zum Treffen gefahren sind. Was für eine Leistung! Und das, wo wirklich niemand damit gerechnet hat, so viele Datsuns auf einem Haufen zu sehen.



Jetzt sei aber gesagt, dass es natürlich für ein Klassiktreffen nichts Besonderes ist, dass man mal eben 10 oder 20 W123, 911 oder Käfer auf einen Haufen stellt. Wir reden hier aber nach wie vor von einem 70er-Jahre Japaner, der lange Jahre weit unter dem Radar vieler Benzinköpfe lief.

Doch seit einigen Jahren erfreut sich dieses Modell einer großen Beliebtheit. Das merkt man nicht nur an den verschiedenen Modellen, die in allen Farben „überall“ auftauchen, sondern natürlich auch an den Preisen und der Verfügbarkeit. Aber darum soll es hier nicht gehen.

Es soll vielmehr darum gehen, welche Vielfalt hier geboten wurde. Kein Z - und sehen sie von außen noch so ähnlich aus - gleicht dem anderen. Hier ist alles anders. Jedes Detail von jedem Auto ist anders. Mal poliert, mal rein funktional. Mal sauber geputzt, mal mit Staub überdeckt.



Ein kleines Beispiel: Kommt ein 240Z in der Regel mit 2,4 Liter daher, tauchte hier aus dem Nichts ein 3.1 Liter Umbau mit Einspritzung auf. Ein paar Meter weiter ein Trupp wilder 3-fach Weber, gekrönt von einem Umbau auf Frontmittelmotor V8!

Die Spielwiese ist also nicht nur grün und frisch gemäht, sondern auch riesig groß!

Die Datsun sind da, rasieren die Oldieszene in einer nicht zu erwartenden Geschwindigkeit und überrennen all Skeptiker mit einem jugendlichen Hype, den so kaum jemand vorhergesehen hat.

Und da sind wir schon wieder am nächsten Punkt: Z Fahrer sind jung. SEHR jung. Es gibt vermutlich kaum eine Sportwagenszene, die vermehrt Fahrer im Einstiegsalter von Anfang 20 aufzeigen kann.

Und das bei einem Auto, dass es fast nicht auf dem Gebrauchtmarkt gibt und kaum mit deutscher Zulassung zu kaufen ist.



Aber wir lernen hier sehr schnell, dass der Generationswechsel der Z Fahrer gerade mit Vollgas unterwegs ist. Hier ist keine Zeit für Zweifler. Hier ist keine Zeit für das Bewahren von alter Tradition. Dicker, hier geht es nach vorne, und zwar massiv! Hegen und Pflegen und Originalität? Fuck you! Einen Z zu fahren heißt: „Ich weiß genau, was ihr von mir denkt und ich weiß genau, dass ihr nicht wisst, was ich hier fahre. Und es ist mir auch egal. Denn es ist geil. Und jetzt gewöhnt euch dran.“



Die Originalitätsfanatiker und alteingesessenen Sonntagsputzer müssen nun wirklich in Deckung gehen, denn das, was die Z Community gerade europa- oder sogar weltweit auf die Beine stellt ist riesig! Es gibt diese Autos nach wie vor und die Teilevielfalt und Varianz der Umbaumaßnahmen nimmt kein Ende.

Ein wenig fühlt es sich so an, als ist der Z der Mustang der Neuzeit. Man könnte ketzerisch sagen, dass es sich hierbei vermehrt um eine Bastelbude, eine Tuningkarre oder das Verwildern von altem Kulturgut seitens der jungen Wilden handelt.

Aber das stimmt so nicht. Denn auch genau dieser Umgang mit diesen Autos ist das, was schon von je her in Japan betrieben wird.

Der Z war schon immer ein Rennwagen. Schon immer ein Showcar. Und schon immer eine gute Basis für das individuelle Umsetzen seiner automobilen Träume.



Macht euch also auf etwas gefasst. Wir stehen erst am Anfang und das wird alles noch viel mehr!

Und das ist auch gut so.

Also Danke! Danke an alle, die bei diesem Treffen dabei waren. Danke an die Klassikstadt für die Bereitstellung der Location. Danke an die Besucher, die mit Alltagswagen oder anderem Oldie da waren. Danke an diese wunderbare Datsun-Familie, die sich vorher meist noch nie gesehen hat und nun freundlich und mit Respekt miteinander einen tollen Tag verbracht hat.