Nissan Sunny Excellent - das "Rotary Engine Test Car" von 1973 - Ein Nissan mit Wankelmotor

Als zweiter japanischer Automobilhersteller neben Mazda wagte auch Nissan den Versuch, mit einem Wankelmotor in die Geschichte einzugehen und den klassischen Motor durch etwas Neues zu ersetzen.

Genau wie Mazda erwarb Nissan Lizenzen von der NSU Motorenwerke und plante, die aus Deutschland kommende Erfahrung auf diesem Gebiet in neue Fahrzeuge einfließen zu lassen.

Damit dieser Vorhaben offiziell werden konnte, unterzeichnete Nissan Präsident Katsuji Kawamata im Oktober 1970 in Neckarsulm eine entsprechende Vereinbarung zur Verwendung der NSU Motoren bzw. deren Fertigungspläne.

Kawamata war bei Nissan nicht irgendwer, arbeitete er doch seit 1947(!) bei Nissan in Japan und war federführend bei der Übernahme der Prince Motor Corporation im Jahre 1966 tätig. Zuvor war er 1957 zum Präsident des Nissan Konzern ernannt worden.



Übrigens tat GM einen Monat später etwas Ähnliches und unterschrieb bei NSA ebenfalls allerhand Verträge. So wie viele andere Hersteller auch. Deutschland hatte also etwas entwickelt, was im Rest der Welt Anklang zu finden schien.

Es war, wenn man es genau nimmt, die Hochzeit der Wankeleuphorie. NSU besaß das Patent und alle Marken stürzen sich darauf. Egal, ob wie schon gekannt Mazda, Nissan, GM oder gar Mercedes. Dieses Experiment wollte sich niemand entgehen lassen.

Nissan experimentierte tatsächlich schon seit 1965 mit diesem Vorhaben und wollte alsbald mit den neuen Motoren Fuß fassen

In Japan zeigte man daher ein Konzeptfahrzeug auf der Tokyo Motor Show am 9. Oktober 1972. Den Sunny PB110 – betrieben, natürlich, mit einem Zweischeibenwankelmotor, zugeliefert und gebaut von Toyo Kogyo. Die Firma, die heute unter dem Namen Mazda bekannt ist und sich, wie wir wissen „ein wenig“ mit den Kreiskolbenmotoren auskennen sollte – so wie es uns die Geschichte gelehrt hat.



Der Sunny RE (rotary engine) stand jedoch nicht in einer dunklen Ecke der Messe, sondern entwickelte sich zum Star der Veranstaltung. Nissan sorgte sogar schon vor der Vorstellung auf der Messe für viel Tamtam, sodass selbst in Amerika die Marketingmaschine anrollte.

So schrieb der Tucson Daily Citizen am 22.01.1972:

„TOKYO (AP) — Nissan Motor Co., the second largest Japanese auto maker, said today it plans to market its first rotary engine passenger car in late 1973. Nissan officials said the company has developed rotary engines to be used for its vehicles under a license obtained from Audi NSU Auto Union Ag., of West Germany, in 1970.“

„They said the new rotary engine autos, "Sunny"-type passenger cars, will be shown at the Tokyo motor show this fall and put on sale by fall 1973. The officials declined to disclose how many rotary engine cars Nissan plans to manufacture.“



Ein Jahr später, zur Motor Show im Jahre 1973 schob Nissan den Sunny erneut auf die Messe in Japan und sogar auf die New York Auto Show und druckte Broschüren, die die neue Technik detailliert vorstellten.

Es war also Großes geplant. Und glaubt man den Gerüchten, so verkaufte Nissan sogar einige Silvia S10/S11 mit Wankelmotoren. Irgendwann um das Jahr 1978 her.

Allerdings, beißt sich hier die Katze in den Schwanz, wurde das Wankel-Thema doch im Jahre 1974 bereits gestoppt und aus den gebauten Autos wurden höchstens weitere Konzepte und Erprobungsfahrzeuge.

Doch wie konnte das sein? Galt er doch als sparsam, klein, leicht und mit einem gewissen Potenzial. Nissan gab sogar bekannt, dass die Motoren bis zu 230PS liefern und dass sie sogar in Booten Verwendung finden sollten.

Es lassen sich an dieser Stelle sicher einige Argumente finden, die für sich betrachtet nicht so schwerwiegend sind. Zählt man sie zusammen, wird es jedoch nachvollziehbar, warum das Wankelprojekt zumindest bei Nissan keine Zukunft hatte.

Zwar schien es anfangs so, dass die Öffentlichkeit diese neuen Motoren nachfragen würde, sodass jeder Autohersteller unter Druck geriet. Man musste, um „modern“ zu sein, solch ein Triebwerk anbieten.



Doch dem war nicht so und die Wahrnehmung der Öffentlichkeit änderte sich. Denn nachdem Mazda und NSU zwar Wankelmotoren in hunderttausenden von Kleinwagen einbaute und verkaufte, sollte ihnen eine kleine Kleinigkeit einen Strich durch die Jahresabschlussrechnung machen. Und zwar waren die Motoren zwar leicht, spritzig und entwickelten eine gewisse Leistung, allerdings auch einen gewissen Durst.

Und Durst war etwas, das den Menschen bei einem Kleinwagen, der per so sparsam sein sollte, nicht gefiel. Die Motoren waren schließlich mehr ein Hochleistungsaggregat und keines zum Sparen.

Und so klappte auch der gute Ruf zusammen, wie die globale Wirtschaft während der Ölkrise in den Jahren 1973 und 1974.

Niemand wollte mehr einen modernen Wankel. Sparen war angesagt. Und so riss es Mazda den Boden unter den Füßen weg und der feuchte Traum war vorerst auf Eis gelegt. Der Massenmarkt sollte vorerst in weite Ferne gerückt sein.

Und genau zu dieser Zeit, auf dem Höhepunkt und kurz vor dem Fall dieser Motorentechnik, kam Nissan auf die Bühne, verbeugte sich, und verschwand direkt wieder hinter dem Vorhang.

Denn es war nicht die Zeit gekommen, um Geld in die Entwicklung neuer Antriebe zu stecken. Der Gürtel musste enger geschnallt und Budget gespart werden.



Der Wankel war also vom Tisch, zumal auch die Abgasvorschriften immer strenger wurden und zum Verbrauch nun auch die Forderungen nach sauberem Ausstoß immer mehr wurden.

Öffentlich erklärte Nissan, dass sie befürchteten, dass diese Weiterentwicklung der neuen Wankelmotoren sie überfordern würde.

Dies erwies sich jedoch nicht wirklich als Problem, da die Wankel-Patentgemeinschaft die Technologie teilte, mit der all diese Probleme gelöst wurde. Entwickelte Mazda z.B. etwas weiter, so hatten alle anderen Hersteller ebenfalls Zugriff darauf und konnte ihre Motoren ebenfalls anpassen und optimieren. Und das weltweit.

Ob das schlussendlich nur ein vorgezogener Grund war oder ob Nissan wirklich noch weitere Probleme sah, wissen wir heute nicht. Was wir aber wissen, ist, dass Nissan den Wankel-Sunny sehr wohl auch bei div. Tests ausgiebig fahren ließ und in Zeitungen darüber schrieben.